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Lyrik

"Wo die Sprache versagt,
beginnt der Vers."
(Leonhard, Rudolf: Aeonen des Fegefeuers.
Aphorismen Leipzig 1917, S. 112)

* * *

"Ist die Sonne der Phantasie heiß genug,
springt der Kokon, und in die Welt hinein
fliegt ein Schmetterling - ein Gedicht."
(Neruda, Jan: Kleinseitner Geschichten. Berlin 1975, S. 47)

 

Chris

Spätherbst

Ist's draußen auch neblig und trüb,
und quält dich die Melancholie,
dann denke doch bitte daran,
es wird auch mal irgendwann Frühling!

 

Barbara und die Elfe

Barbara:

Zarte Elfe, fürcht' Dich nicht,
in die Arme möcht ich Dich
vorsichtig gern schließen
und mit meinem weiten Mantel
Dich an meiner Seit' umhüllen,
daß Du's warm und sicher hast
in der kalten Maiennacht!

Elfe:

Barbara, ich komme gern,
eine Schulter brauche ich,
um mich anzulehnen.
Gib mir Halt in dieser Welt
voller fremder Menschen,
denn sie macht mich frieren!

 

Sehnsucht nach der Anderswelt

Heimweh hat wohl jeder mal
im Laufe seines Lebens,
doch kennt ihr auch das folgende:
Ein Heimweh nach der Anderswelt,
die nicht auf dieser Erde!

Ist's draußen naß und kalt
und dunkel obendrein,
dann macht ja wohl ein jeder mal
Erfahrung mit der Traurigkeit,
mit Sehnsucht nach 'ner andren Welt,
nach Sonnenschein und Licht.

Doch seh' ich Frühlingsgrün im Park
und Liebende voll Glück,
dann hab ich manchmal das Gefühl:
Du bist kein Teil von dieser Welt,
Du g'hörst hier nicht dazu!
Dann ist die Sehnsucht riesengroß
nach einer and'ren, Jenseits-Welt,
wo ich dazugehör.

Die Wohnung bietet Platz für zwei
und auch noch Platz für Kinder,
doch Stille herrscht, nur Fremde gibt's,
beim Frühstück bin ich ganz allein.

So stellt sich mir die Frage:
wenn ich allein Zuhause bin,
warum sollt' ich noch warten,
bis ich im Alter sterb'?
Ich könnt' es doch verkürzen,
es hat ja eh kein Sinn!

 

Heimatvertrieben

Immer wenn ich Bilder seh'
von der Welt der roten Sonne,
wird sehr traurig mir zumut,
und Erinnerung wird wach
aus den fernen Kindheitstagen,
als ich dort noch hab' gelebt.

Und dann denk ich an Camilla
mit dem glatten weißem Haar,
die mir wie 'ne Mutter war.
Oft war ich mit ihr geritten,
habe viel vom Land geseh'n,
von den schneebedeckten Bergen
bis hinab zur blauen See.

Auch an Kieran, den Barden,
denk ich manchmal noch zurück
und an alle meine Freunde,
die ich schmerzhaft hab' verlor'n.

Doch ich mußte leider fort,
weg aus jener schönen Welt
weil's den Mächt'gen so gefiel.
Und nun leb' ich auf der Erde,
die mir niemals Heimat ward.

 

Mit seelischer Krankheit leben

Dünn, auch dünn nur ist die Wand,
welche mich vom Abgrund trennt,
immer leb' ich in Gefahr:
wenn sie bricht, dann stürze ich
hinab ins tiefe schwarze Loch
der Angst und Depressionen.

Wenn der Apfelbaum grad blüht
rosa-weiß am Wegesrand,
bleib ich gern ein Weilchen steh'n,
um mich daran zu erfreu'n,
lebe ganz im Augenblick,
da das 'Morgen' ungewiß.

Ihr wollt lieber weiterhetzen,
habt ja morgen noch viel Zeit -
Ich kann niemals sicher sein,
ob ich morgen frei von Angst -
nur für's jetzt bin ich mir sicher!
'Nachher' ist schon ungewiß.

Sicher kommt wohl auch der Tag,
wo die Ängste wieder weichen.
Doch das tröstet mich nur wenig,
wenn ich voller Ängste bin.

 

Maienzeit

Wieder blüh'n die Apfelbäume
rosa-weiß im Wiesengrund,
alle sind sie übersät
voll mit zarten Blüten.
Und ich bleib bewundernd stehn,
um den Anblick zu genießen.

Alles blüht in diesem Mai
nahezu zur gleichen Zeit,
Apfel-, Kirsch- und Quittenbäume,
Schlüsselblumen sowie Tulpen,
und der Flieder blüht sogar
violett und weiß zugleich.

Junge Kätzchen spielen munter
zwischen all der Blumenpracht
auf der Treppe in der Sonne,
lassen sich schon streicheln.

Und ich denk, wie schön es wär',
wenn ich eine Freundin hätt',
der ich all dies zeigen kann
beim Spaziergang Hand in Hand.

 

Kontaktanzeige

Eine Freundin suche ich,
die das Leben mit mir teilt,
und mit mir gern wandern geht
durch die Wiesen und die Wälder.

Eine Freundin wünsch ich mir,
die gern Bücher liest und träumt,
die Musik mag und dazu
zärtlich ist, auch ohne mich
unter Leistungsdruck zu setzen.

Ich bin zweiundvierzig Jahr',
kinderlieb und auch studiert,
lieb' das Wandern und das Singen,
rauche nicht und bin recht häuslich.
Meine Arbeit mag ich sehr,
nur's Alleinsein liegt mir nicht.

Doch ein' Haken hat die Sache,
leider bin ich zwitterhaft,
weder richtig Mann noch Frau,
dafür aber sehr beständig.

 

Trauer

Versinkt die Sonne purpurrot
wohl hinter dunkelgrünem Wald
und hüllt die Welt in goldnem Glanz,
wie ist die Welt dann doch so schön!

Und bläst der Wind, es heult der Sturm,
die Bäume neigen sich im Wind,
oh, wie romantisch fand ich's einst,
als Du noch bei mir warst!

Es rauscht der Bach, ein Vogel singt,
die Kinder spielen vor dem Haus,
Doch in mir ist es leer und kalt,
da Du nicht mehr bist hier!

Oft schau ich nach den Wolken hin,
sie schweben sacht in aller Ruh,
Dann frag' ich mich, wohin sie zieh'n.
In ferne Länder gingst auch Du.

 

David Schneider

Die Einsicht

Ich sehe mich um,
Blicke zurück auf die letzten Jahre.
Doch ich sehe nichts.
Also schaue ich nach vorne,
Auf die kommenden Jahre.
Aber auch dort sehe ich nichts.

Ich lebe nur im Jetzt,
in diesem Moment.
Was ist dieses Jetzt?
Die Gegenwart?
Eine Gegenwart ohne Vergangenheit und Zukunft?

Ich versuche, für den Augenblick zu leben,
Mich in dem Augenblick zu erleben.
Was nützen mir Zukunftspläne,
Wenn ich mich im Jetzt nicht erlebe?
Mir meines Selbst nicht bewußt werde?

Eine solche Zukunft ist wie eine Festung,
Die ich auf einer Wanderdüne erbaue.
Irgendwann fällt sie in sich zusammen.
Die Bewegungen im Laufe der Zeit
Haben sie brüchig gemacht.
Ihr Fundament hatte keinen Halt.

Und Jahre später geht jemand durch die Dünen
Und sieht die Reste dieser Festung.
Er greift sich an den Kopf
und wundert sich über die Dummheit des Erbauers.

 

Suchen

Angst?
Unruhe, Ratlosigkeit.
Zerrissenheit. Ungewißheit.
Ich weiß nicht,
Wo ich anfangen soll.
Ich bin auf der Suche.
Suche mich selbst.

Der Weg zu mir selbst
Führt zwangsläufig
An der Wahrheit vorbei.
Ich muß mich mir stellen.
Dem Selbsthaß,
Der Verachtung.
Die Selbstkontrolle aufgeben.

Mit der Wahrheit
Kommt der Schmerz.
Nicht mehr davonlaufen.
Mich mit mir auseinandersetzen.
Lernen, mit mir umzugehen.
Mich von mir befreien.

 

Unterwegs

Ich bin aufgebrochen,
Habe mich auf den Weg gemacht.
Es ist mein Weg, meine Reise.
Eine Reise,
Die noch lange nicht zu Ende ist,
Aber endlich in die richtige Richtung geht.
Deren Ziel ich sehen kann.

Auch wenn die Route manchmal steinig ist.
Ich habe das Ziel vor Augen.
Es rückt immer näher.
Mit jedem Schritt, den ich mache.
Es geht voran!
Ich lerne,
Mit den Unebenheiten umzugehen,
Ihnen auszuweichen,
Oder sie als Weggefährten zu akzeptieren.

Sie bringen oft Angst, Wut und Hilflosigkeit
Mit sich.
Sie halten mich auf.
Aber sie können mich nicht festhalten.
Sie stärken mich auch,
Holen mich zurück in die Realität.
Es ist, wie im Fallen fliegen zu lernen.

 

Stefan Rauner

Leise, ganz leise

Leise, ganz leise dringt
eine Stimme an mein Ohr
und langsam spüre ich,
daß ich es bin, DER da ruft.

Doch SIE verhält sich ganz still,
rührt sich kaum,
daß niemand IHN hört.

Leise, ganz leise dringt
eine Stimme an mein Ohr
und ich beginne
die Isolation freizulegen.

Andere sehen IHN bereits
und doch können sie
dies kaum verstehn.

Deutlich bin ICH jetzt
wahrzunehmen und
niemand hätte je
etwas anderes vermutet.

ER, das bin ICH
und IHRE Stimme ist
leise, ganz leise,
aber immer noch da.


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